Farbleitsystem
NB-Gebäude, RUB
Künstler*in | Henryk Dywan |
Entstehungszeit | 1979 |
Material | Wandfarbe |
Technik | Farbgestaltung |
Verfahren | Direktauftrag der RUB |
Adresse | Universitätsstraße 150 44801 Bochum |
Bauzeit | 1965–1969 |
Architekt*innen | Eller Moser Walter |
Bauherr | Staatshochbauamt für die Universität Bochum |
Standort | NB-Gebäude, Ebene 4 Route in Google Maps |
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Bereits in den 1970er Jahren, also zehn Jahre nach Errichtung der ersten Gebäude der RUB, traten die ersten Schäden in den Betonfassaden auf. Dies sorgte für eine umfangreiche Fassadensanierung, welche die ersten Farbleitsysteme der RUB im Außenraum integrierten.
Ein großes Problem, was hierbei angegangen wurde, war das Identifikationsproblem innerhalb der N-Gebäude. Vier Ordnungsfarben wurden hierbei von der Kunstakademie Düsseldorf, in Zusammenarbeit mit Gräsel, herausgearbeitet: Gelb („G“) für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Rot („M“) für Medizien, Blau („I“) für die Ingenieurswissenschaften und Grün („N“) für die Naturwissenschaften. Dieses reine Vier-Farben-System sollte auf Wunsch der Gutachterkommission für künstlerische Ausgestaltung in einem künstlerischen Aspekt umgesetzt werden und nach einiger Planungs- und Konzeptionszeit wurde 1975 Henryk Dywan mit einer Konzeption betraut, welche, trotz hohen Anklangs, nicht umgesetzt wurde, da es die Gebäudestruktur zu sehr verfremdet hätte.
Zwischen den Jahren 1981 bis 1988 wurden die Gebäude MA, NA, GA, IA, MB und B saniert, für das Gebäude NC kam es aufgrund fehlender Mittel zu einem Baustopp und erst 1999 wurden im Rahmen einer Notfallsanierung lediglich die größten Mängel beseitigt.
Die restlichen Sanierungen der Campusgebäude wurden im Jahr 2000 wieder aufgenommen und im Jahre 2001 waren die Arbeiten beendet.
Durch die fehlende Sichtbeziehung zum Außenbereich war es schwer, sich im Inneren der Betongebäude zu orientieren. 1979 entschied aufgrund einer schriftlichen Kritik, der Kanzler der RUB, das farbliche Orientierungssystem der Außengestaltung, welches in den Jahren zuvor realisiert wurde, ebenfalls auf den Innenraum anzuwenden.
Ein freundlicheres Aussehen der Flure und eine verbesserte Orientierung sollen dadurch geschaffen werden. Henryk Dywan wurde mit dem Vorhaben beauftragt, da sein Konzeptentwurf für die Außengestaltung bereits auf hohen Anklang stieß.
Dywan hatte zur Zeit des Auftrags bereits mehrere Kunstwerke an der RUB realisiert. Unter anderem die große Betonschrift und das Ziegelrelief. Im Innenraum sollte auf das bisher verwendete Vier-Farben-System verzichtet werden, stattdessen sollte jedes Gebäude eine eigene Farbe erhalten: Rot für NA, Gelb für NB, Grün für NC und Blau für ND.
Um ebenfalls eine vertikale Orientierung zu gewährleisten, wurden für jedes Stockwerk ein „Farbband“ im Grundfarbton vorgesehen: die vierte Ebene bekam also vier dieser „Farbstreifen“. Große Bilder und Motive wurden in den Fluren und Gängen mit einigen Abständen positioniert, um diese als eine Art Wegmarker nutzen zu können.
Weg-Texte und Markierungen für Treppen und Aufzüge wurden mittels sogenannter Stencils aufgetragen, welche ein wenig an Militärsbeschriftungen erinnern, jedoch können sie auch mit LeCorbusier in Verbindung gebracht werden, welcher diese oftmals in seinen Plänen verwendete.
Zu einer vollen Umsetzung von Dywans Farbleitsystem ist es nie gekommen.
Im Oktober 1979 wurde auf NB-04 eine komplette Ebene in Dywans System fertiggestellt, um eine Testphase zu durchlaufen und 1981 sollten alle 0-Ebenen in diesem System gestaltet werden, jedoch wurden die Arbeiten aufgrund eines gekürzten Budges nie beendet.
Heute sind an unterschiedlichen Orten der Universität Farbgestaltungen zu finden, die Dywans System wieder aufgreifen, der ursprüngliche Entwurf aus den 70ern ist jedoch nur auf NB-04 zu finden.
Henryk Dywan, geboren 1933 in Konitz (Westpreußen) lebte und arbeitete bis zu seinem Tod 2022 in Solingen. Von 1951 bis 1954 machte Dywan in der Bildhauerwerkstatt von Ludwig Nolde in Osnabrück eine Ausbildung zum Holz-, Stein- und Metallbildhauer. Anschließend studierte er an den Kölner Werkschulen bei Ludwig Gies. 1960 bezog er sein Atelier im historischen Hofgebäude „Pfaffenhof“ im Solinger Ortsteil Höhscheid. Er realisierte zahlreiche Kunst-und-Bau-Projekte, darunter sowohl plastische Arbeiten als auch malerische und graphische Gestaltungen. Neben mehreren Werken an der Ruhr-Universität Bochum schuf er unter anderem Fenster für den Erweiterungsbau der Bezirksregierung in Detmold, den Brunnen vor dem Finanzamt Ibbenbüren, Türen für die Dominikanerkirche in Münster und eine kinetische Plastik an der Solinger August-Dicke-Schule.
Links | Sanieren-gestalten-entwickeln ; RUB |
Quellen | Apfelbaum, Alexandra: Finden durch Farbe. In: RUBENS, Nr. 136, 1. Oktober 2009 |