La Tortuga

Theater, Marl

Metallener Zug mit tiefer Geschichte. Wolf Vostells Erlebnisplastik „La Tortuga“ bringt Mobilität zum Stehen und ruft ein Mahnmal aus.

Kunst
Künstler*inWolf Vostell
Bau
AdresseAm Theater 1
45768 Marl
BauherrStadt Marl
StandortParken Konrad-Adenauer-Platz
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Karte
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Ein Stück Vergangenheit

1988 wurde „La Tortuga“ für die Mythos-Ausstellung der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin konzipiert und gebaut. Wolf Vostell arbeitete viel Bedeutung in dieses Werk ein. Es sollte etwas ankündigen, aber auch zum Mahnmal werden.

Eine Dampflokomotive der Baureihe DR-52, auf dem Rücken liegend und zum Stillstand gekommen.  Aus dem Inneren sind Stimmen zu hören, der vermeintlichen Passagiere. Sie sprechen Bibelverse, reden über die Deportation im zweiten Weltkrieg und äußern ihre Ängste, aber auch ihre Dankbarkeit für das Entkommen und Überleben der Opfer im Holocaust. Denn die Baureihe der Lok ist nicht irgendeine. Die DR-52 wurde zum Transport der Opfer in die Konzentrationslager verwendet.

Vostell nutzt die Lokomotive als Sinnbild zur Verkörperung des Verlustes, welchen die Menschen im Nationalsozialismus erlebt haben und das Ende der Menschlichkeit: nur durch eine neue Gesetzgebung und Kreativität wäre dies abzuwenden.

Das Werk befand sich bis 1993 auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin, wo der Entwurf aus technischen Gründen nicht final umgesetzt werden konnte.

Der akustische Aspekt kam erst nach der Verlegung zum Theaterplatz in Marl dazu, wo Vostells Kunstwerk dann erstmalig in seiner Gesamtform zu betrachten war.

2013, fast genau 20 Jahre nach neu Aufstellung, wurde die zum Tode geweihte Schildkröte (span. Tortuga) in Marl gereinigt, saniert, neu enthüllt und damit wieder ins Gedächtnis gerufen.

Galerie
Vita

Wolf Vostell, 1932 in Leverkusen geboren und 1998 in Berlin gestorben.

1950 bis 1953 absolvierte Vostell eine Lehre als Photolithograph und begann ein Jahr später bis 1955 ein Studium an der Werkkunstschule Wuppertal. Worauf er anschließend seine Ausbildung in Frankreich, an der Ècole des Beaux-Arts, in den Bereichen Malerei, Grafik und Anatomie fortsetzte.

1958 begann er ein Studium an der Düsseldorfer Akademie, welches er mit einer Reise nach Spanien unterbrach. 1962 war Vostell Mitgründer der Künstlergruppe FLUXUS.

In seiner Laufzeit als Künstler beteiligte Vostell sich an einigen Ausstellungen. Darunter die documenta 6 in Kassel. Bekannt wurde er aber besonders durch die vielen, von ihn gegründeten Happenings, welche an unterschiedlichsten Orten entstanden.

Das erste Happening war 1964 in der Wuppertaler Galerie Parnaß mit dem Titel „Neun-Nein-dé- coll/agen“, das nächste fand im Jahre 1966 unter dem Thema „Dogs and Chinese not allowed“ statt und ging über ganze 14 Tage.

Des Weiteren war Vostells „Electronic Décoll/age Happening Space“ 1968 in der Biennale in Venedig zu sehen.

 1992 wurde vom Land Nordrhein-Westfalen Vostell eine Gesamtschau gewidmet, welche auf verschiedenen Städten zu beschauen war: Bonn, Köln, Leverkusen, Mannheim und Mühlheim. Und 1997 wurde er von der Stadt Berlin mit dem Hannah-Höch-Preis ausgezeichnet.

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