Kreisel
Hochschule Ruhr-West, Campus Bottrop
Künstler*in | Tamara Grcic |
Entstehungszeit | 2014 |
Material | glasfaserverstärkter Kunststoff, Acryllack, Stahl |
Maße | Durchmesser: 1,2 + 1,6m, Höhe 1,5-2,6 m |
Verfahren | jurierter, beschränkter Wettbewerb unter fünf eingeladenen Künstler*innen |
Kosten | 97.000 € |
Adresse | Lützowstraße 5 46236 Bottrop |
Bauzeit | 2013–2014 |
Architekt*innen | h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten, Vögele Architekten, Planergruppe Oberhausen |
Bauherr | BLB NRW Münster |
Standort | Innenhof Route in Google Maps |
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Als ein Projekt der „InnovationCity Ruhr“ waren Klimaschutz und die Schonung von Ressourcen von zentraler Bedeutung bei Planung und Bau des neuen Campus Bottrop der Hochschule Ruhr West. Der Komplex sollte zudem optimale Räume für Forschung und Lehre in den Bereichen Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft bieten. Er liegt in der Innenstadt Bottrops in einem städtebaulich heterogenen Umfeld, das durch das Ensemble des Berufskollegs von 1929 und freistehende Villenbauten geprägt wird. Drei parallele Gebäuderiegel sind durch eine lange Magistrale mit einem vierten Baukörper verbunden, dessen abgewinkelter Grundriss dem Verlauf der vielbefahrenen Kreuzung Hans-Sachs-Straße/Lützowstraße folgt. Hier liegt der Haupteingang, der sich mit einer zurückgesetzten Glasfront zur Stadt öffnet. An der Straßenseite schaffen Fassadenelemente aus rotbraunem Kupferblech eine optische Verbindung zu den benachbarten Backsteinbauten. Hofseitig wechseln sich Lochblech sowie opake und transparente Glasflächen ab und erlauben Ein- und Ausblicke.
Rückwärtig auf eine ruhigere Nebenstraße ausgerichtet ist der dreiseitig geschlossene Innenhof zwischen dem Riegelensemble und dem Eingangsgebäude. Bei gutem Wetter wird er auch als Außenerweiterung der angrenzenden Mensa genutzt. In der Mitte steht, umgeben von Laufwegen, eine Gruppe von vier Hainbuchen. Diesen Hof galt es im Rahmen des 2013 ausgeschriebenen Kunst-und-Bau-Wettbewerbs künstlerisch zu gestalten. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Tamara Grcic, der – in überarbeiteter Form – für 97.000 Euro realisiert wurde. Sechs von ursprünglich neun geplanten Kreiselkörper in zwei Größen verteilen sich wie überdimensionale Spielzeuge in loser Anordnung über den Hof. Die Durchmesser betragen 1,2 und 1,6 Meter, die Höhe der Achse reicht von 1,5 bis 2,6 Meter, während die Flächen der Kreiselkörper jeweils auf Sitzhöhe abschließen. Obwohl die Objekte durch Fundamente fest im Boden verankert sind, scheinen sie labil auf der Spitze zu stehen, zu schwanken oder sich zu drehen. Einer liegt auf der Seite, ist vermeintlich ins Trudeln geraten und umgekippt.
Mit dem Kreisel hat die Künstlerin ein Objekt gewählt, das nicht nur ein Kinderspielzeug ist, sondern auch Gegenstand komplexer physikalischer und mechanischer Systeme. Damit weckt sie Assoziationen zu den in Bottrop gelehrten technischen Wissenschaften und deren praktischer Anwendung. Die Kreisel vermitteln auf spielerische Weise Dynamik und Bewegung, laden aber auch ein, Platz zu nehmen und zur Ruhe zu kommen. „Blickt man von oben aus dem Gebäude, scheinen die runden Formen, durch den Innenhof zu ‚tanzen‘. Ihre schillernde und im Licht wechselnde Farbigkeit unterstützt den Eindruck von Bewegung“, beschreibt Tamara Grcic ihren Entwurf. Die zuerst geplante Metallic-Lackierung hätte den Kreiseln einen technischen Charakter geben und durch die schillernde Oberfläche den dynamischen Effekt noch verstärkt. Stattdessen wurde ein widerstandsfähiger Lack verwendet. In Gelb, Hellblau und Silber heben sich die großen Kreisel nun weithin sichtbar von ihrer Umgebung ab und geben dem Innenhof ein unverkennbares Gesicht.
Tamara Grcic, geboren 1964 in München, lebt und arbeitet in Wien und Frankfurt am Main. Sie studierte von 1983 bis 1986 Kunstgeschichte in Wien, anschließend Kulturanthropologie in Frankfurt am Main. Von 1988 bis 1993 folgte ein Studium an der Städelschule bei Peter Kubelka. 2010 hatte sie eine Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg inne. Seit 2014 lehrt Tamara Grcic als Professorin für Bildhauerei an der Kunsthochschule Mainz. Sie gewann unter anderem 1998 den Dorothea-von-Stetten-Kunstpreis, 2006 den Preis der Günther-Peill-Stiftung und 2015 den Karl-Ströher-Preis. In ihrer künstlerischen Arbeit nutzt sie unterschiedliche Medien – von Fotografie bis hin zu Sound- und Videoinstallation.